Unsere Zeit ist im Umbruch begriffen. Überall entstehen scheinbare Gegenbewegungen zu Themen,die noch vor wenigen Jahren der Inbegriff der sogenannten Westlichen Wertegemeinschaft waren -Globalisierung, Kapitalismus, Freie Marktwirtschaft, Multikulturalismus, Pressefreiheit etc. Dagegen, glaubt man den Zahlen, ging es unseren Gesellschaften noch nie so gut, wie heute. Also müssen wir als Gesellschaft doch von den oben genannten Punkten profitiert haben, oder etwa nicht?
So einfach ist der Punkt aber nicht zu beantworten. Wo ist also das Problem oder eher gesagt, wo sind die Probleme? Natürlich haben unsere westlichen Gesellschaften von diesen Freiheiten profitiert - Punkt. ABER nicht alle Teile der Gesellschaft in gleichem Maße. Das mag schwerer erkennbar sein, wenn man als Politiker, als Manager in seinem Elfenbeinturm wohnt und arbeitet, aber die in der Presse viel zitierte "Schere" zwischen Arm und Reich geht doch spürbar auseinander. Ich kann mich zum Beispiel nicht daran erinnern, dass in den Achtzigerjahren Menschen (und ich meine hiermit nicht die gescheiterten Existenzen, die es wohl schon immer gab), in Mülleimern nach Pfandflaschen (die gab es auch damals schon) gewühlt haben, um ihren Unterhalt zu verbessern. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Menschen, die Vollzeit einen Beruf ausübten, soziale Projekte, wie die Tafel, in Anspruch nehmen mussten, um ihre Familien über die Runden zu bringen. Nicht nur die Schere der Sozialen Gerechtigkeit geht auseinander, sondern auch die der persönlichen Realitäten. Spätestens seit dem Wahlkampf von und gegen Donald Trump wissen wir um „alternate facts“, um alternative Fakten. Und in der Tat unterscheiden sich mittlerweile die Realitäten eines Politikers, eines Vorstandsvorsitzenden, immer deutlicher von denen des sogenannten kleinen Bürgers. Nicht zuletzt deshalb, weil die Welt immer komplizierter zu werden scheint und der, der sie nicht mehr als Ganzes versteht und sich diese Einsicht zu Nutze macht, auf der Strecke bleibt. Er wird scheitern! Wie passt aber nun der Handel und die Marke in diese Thematik, wie können sie davon profitieren?
„Rewe-Chef Caparros zittert vor Amazon“ hieß es unlängst im Spiegel-Magazin, eine zumindest ungewöhnliche Methode mit der Herausforderung, die eine Zeitenwende, die allerdings vor Jahren schon begann, umzugehen – und es geht noch weiter: anstatt sich der eigenen Stärken bewusst zu werden, wird versucht noch amazonischer, als Amazonzu werden. Mit eigenen Lieferdiensten, mit eigenen Abholstationen... Dabei schreit der Kunde offensichtlich nach einer Insel der Einfachheit in einer immer komplizierter werdenden Welt. Amazon eröffnete Anfang 2018 den ersten eigenen Supermarkt - ohne Kasse (inwischen sind es 12) – Ja, Supermarkt und Amazon! Wer hätte noch vor 5 Jahren diese Kombination für möglich gehalten. Amazon glaubt also selbst an Chancen im lokalen Handel. Warum also „zittern“? Weil der Amazon-Supermarkt ohne Kasse daherkommt? Wäre es zum Beispiel nicht einfacher, anstatt weniger Kassenpersonal (oder keinem), mehr Kassenpersonal einzustellen? Wäre das nicht das Mittel der Wahl, das man in einer einfacheren Welt einsetzen würde, um lange Schlangen an Kassen zu entgegen zu wirken? Genügend Kassen wären ja vorhanden, genügend Personal wohl auch. Dieses Gedankenspiel soll verdeutlichen, dass auch hier die Schere der Realitäten schon weit geöffnet ist.
Ebenso verhält es sich bei der Marke. Braucht es ein Waschmittel, das immer und immer weißer wäscht – wie weiß kann es denn noch werden? Braucht es immer längere Wimpern, braucht es immer mehr unhaltbaren Versprechungen? Es braucht Einfachheit – K.I.S.S. … Keep It Simple Stupid! Die Marke muss nicht Einfachheit versprechen, sie muss sie liefern! Die Marke muss die Verbraucher dort abholen, wo sie emotional zu erreichen sind, auf ihrem persönlichem Level der Realität. Dazu bedarf es externer Partner, die die Marken von einem exponierten Standpunkt aus betrachten können und die Botschaften und Erwartungen auf ein einfaches Maß herunterbrechen können.
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